Jarabe de Palo: «Das Leben ist meine Muse, ich liebe es.»

Interview mit Pau Donés von Jarabe de Palo
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Die spanische Latin-Rock-Band mit den lüpfigen Gute-Laune-Songs feiert ihr 20-jähriges Bühnenjubiläum. Ein Gespräch mit dem hyperaktiven und lebensfrohen Musiker Pau, der sich trotz seiner Krebserkrankung weiterhin mit ganzem Herzen der Musik widmet, nebenbei ein Buch geschrieben hat und vor einigen Tagen in Nepal auf Berge geklettert ist.

 

Du machst seit 20 Jahren Musik mit deiner Band Jarabe de Palo. Woran erinnerst du dich gerne?

 

Ich bin nicht jemand, der zurückblickt. Mir ist es wichtig, den Moment zu leben und stets nach vorne zu schauen. In den letzten Monaten haben wir ein neues Album aufgenommen und ich habe ein Buch herausgebracht. Und jetzt dürfen wir eine Tour mit 122 Gigs machen. Das wichtigste ist für mich, dass wir auch nach 20 Jahren noch viel Spass haben und überall auf der Welt spielen können.

 

Woher nimmst du die Inspiration für deine vielen Songs? 

Vom Leben. Das Leben ist meine Muse, ich liebe es. Mit der Musik kann ich mich ausdrücken und mit den Leuten kommunizieren. 

Du hast mit vielen bekannten Künstlern wie Jovanotti, Julieta Venegas oder Alanis Morrisette zusammengearbeitet. Was bedeutet dir diese Zusammenarbeit?

 

Genau, und mit Celia Cruz und Pavarotti haben wir auch Projekte realisiert. Ich liebe es, mit talentierten Menschen Musik zu machen. Es spielt aber keine Rolle, ob sie berühmt sind oder nicht. Musik ist etwas, das für immer bleiben wird und es ist schön, wenn wir der Welt etwas hinterlassen können. Das ist unsere Mission.  

Die Songs vom neuen Album «50 palos» sind bekannte Stücke, die nun aber langsamer und melancholischer präsentiert werden, und mit Piano und Cello untermalt sind. Warum diese Abänderung von bewährten Songs? 

 

Wir wollten aufzeigen, wie die Songs geboren wurden. Wenn ich komponiere, sitze ich vor meinem Blatt Papier und arbeite vorerst nur mit meiner Stimme und der Gitarre. Nun wollten wir aber Pianoklänge dabeihaben, weil das Piano ein sehr melodiöses und zartes Instrument ist. Wir haben es ausprobiert und es hat funktioniert. Die Musik von Jarabe de Palo ist normalerweise sehr heiter. Wir wollten die Songs nun aber emotionaler gestalten.

  

Im Februar habt ihr in Kathmandu, Nepal, gespielt. Wie war das? 

Super. Es war ein Konzert für eine Nichtregierungsorganisation im Rahmen der globalen Umweltkrise. Wir haben dieses Konzert gespielt und insgesamt sind wir eine Woche in Nepal geblieben. Wir waren in der Annapurna-Region und haben eine Trekkingtour gemacht. Es war wundervoll. Das war schon immer ein Traum von mir und nun konnte ich ihn verwirklichen.  

Seit 2015 kämpfst du gegen Krebs. In den Medien hast du viel über deine Krankheit gesprochen. Siehst du dich als eine Art Botschafter?

 

Ich möchte den Leuten zeigen, dass man auch mit Krebs ein normales Leben führen kann. Viele Leute haben grosse Angst vor Krebs, es ist ja auch eine gefährliche Krankheit. Aber trotzdem kann man sein gewohntes Leben weiterführen. Ich beispielsweise kann Songs aufnehmen, Bücher schreiben, Musik machen, reisen, trekken, Sex haben -  ich kann alles machen, was ich möchte. Ich möchte versuchen, den Menschen die grosse Angst vor Krebs etwas zu nehmen.

 

Du hast eine Menge Tattoos. Welches ist das für dich bedeutendste? 

Alle sind für mich bedeutend. Ich liebe es, meine wichtigsten und prägendsten Lebensereignisse mit mir mitzutragen. Alle Tattoos sind für mich gleichwertig, denn alle haben eine ganz spezielle Bedeutung.

 

Kannst du ein Beispiel geben?

Nein, das ist sehr persönlich.

 

In der Zeitung «El Pais» habe ich gelesen, dass dir die Musik gegen deine Hyperaktivität geholfen hat. Wie? 

 

Ich wurde mit Hyperaktivität und Legasthenie geboren. Es sind zwar Krankheiten oder Einschränkungen, aber ich war dadurch auch sehr neugierig und habe alle Dinge immer sehr genau betrachtet. Wahrscheinlich anders und intensiver als andere Kinder. Ich hatte stets eine sensible Wahrnehmung und diese Eindrücke habe ich dann irgendwann mit meiner Musik ausgedrückt. Ich bin glücklich, mein Leben mit der Musik und meiner feinen Wahrnehmung leben zu können.

 

Du scheinst wirklich eine sehr aktive Persönlichkeit zu sein: Du singst, komponierst, spielst Gitarre, und nun schreibst du auch. Du hast ja dein Buch, welches den gleichen Namen wie die neue CD trägt, schon erwähnt. Worum geht es darin?

 

Genau, ich habe ein Buch geschrieben. Früher habe ich immer gesagt: Ich möchte kein Buch schreiben, ich habe Legasthenie, ich schreibe nur Songtexte. Dann hatte ich es aber doch ausprobiert und ich liebte es. Es sind 50 kleine Geschichten über verschiedene Ideen von mir, über Dinge, die mir im Leben passierten, über Sex, über Männer und Frauen, über das Glück. Alle Kurzgeschichten haben einen Bezug zu meinem Leben. Das Buch ist in Spanien erschienen und verkauft sich recht gut.

 

Wird es auch auf Englisch und Deutsch übersetzt? 

Nein, zurzeit nicht, dafür aber auf Italienisch.  

Nun freue ich mich auf das Konzert am 27. März im Volkshaus. Was dürfen wir erwarten?

 

Viele Emotionen und gute Qualität. Wir spielen bekannte Songs von Jarabe de Palo, in einem neuen Stil. Zu viert werden wir auf der Bühne stehen: ein Pianist, ein Bassist, ein Cellist und ich spiele Gitarre, Congas und singe.

 

Jarabe de Palo - «La Flaca»

 

* Pau Donés ist mit Jarabe de Palo am 27. März live in Zürich. Wir verlosen Tickets.  

 

Katja Nosswitz / Fr, 02. Mär 2018